Ist die Blockchain Technologie / DLT (Distributed Ledger Technologie) die Lösung für alles? Oder doch nur ein Hype der vorüber geht? Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte.
In den letzten Jahren hat sich die Technologie vom Hype zu einem “soliden” Technologiebaustein entwickelt. Es haben sich Anwendungen herauskristallisiert in denen die Technologie ganz neue Geschäftsmodelle und Architekturen ermöglicht.
Der Nebel lichtet sich.
Die Hauptanwendungsgebiete sind Digital Assets & Custody, CBDC (Central Bank Digital Currency) und Digital Identities.
DIGITAL ASSETS und CUSTODY:
Niemand im Finanzmarkt geht davon aus, dass das Thema Digital Asset wieder verschwinden wird. Das Konzept wird sich durchsetzen. Es ist nur die Frage wie schnell es geschehen wird.
Zum Beispiel ist in Deutschland ist eine Änderungsrichtline zu der 4. EU-Geldwäscherichtlinie in der Umsetzung. Banken können ihren Kunden künftig Digital Assets rechtssicher anbieten.
In diesem Artikel sind unter dem Begriff Digital Assets Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum, Smart Contract based tokens (ICO, STO,..) jeder Art oder herkömmliche Assets wie Aktien, die als Digitale Assets gemeint.
Digital Assets werden den Finanzbereich verändern. Alte Strukturen und Prozesse werden aufgebrochen und vereinfacht. Neue Akteure tauchen am Markt auf bzw. werden noch auftauchen. Vormalige Cryptoexchanges steigen in den klassischen Kapitalmarkt ein und wenden dabei ihr Wissen aus dem Bereich Kryptwährungen an. Umgekehrt investieren etablierte Marktteilnehmer in den Bereich Digital Assets mit jahrzehnte langer Markterfahrung am Kapitalmarkt.
Um diese neue Assetklasse anbieten zu können müssen diese sicher verwahrt werden. Im Gegensatz zu klassischen Assets gibt es bei Kryptowährungen kein Sicherheitsnetz. Der Markt für sogenannte Custody Lösungen ist ein sehr schnell wachsender. Zurzeit gibt es über 100 Anbieter weltweit. Von kleinen Startups bis etablierten Unternehmen aus der Finanz.
Die Kundennachfrage ist vorhanden und wird weiter wachsen. Banken und Handelsplätze werden diese Assetklasse anbieten müssen um ihre Kunden (privat und institutionelle) nicht zu verlieren.
CBDC (Central Bank Digital Currency):
Digitales Zentralbankgeld, hat unter anderem durch Meldungen von Zentralbanken und des Libra Konsortiums weiter an Relevanz gewonnen.
Nachfrage nach CBDC kommt vom Wholesale (eng verbunden mit dem Thema Digital Assets und Digital Exchanges) als auch vom Retail (Endkunden). Weitere Potentiale von CBDC werden in den Bereichen IoT bzw. machine2machine Bezahlung gesehen. Die skandinavischen Länder, allen voran Schweden, sind dabei ein Vorreiter in Europa (https://www.riksbank.se/en-gb/press-and-published/notices-and-press-releases/notices/2020/the-riksbank-to-test-technical-solution-for-the-e-krona/).
DIGITAL IDENTITY:
Digitale Identitäten, als dezentrale Identitäten umgesetzt, versprechen im Gegensatz zu zentralen Identitäten Vorteile hinsichtlich Flexibilität und Datenschutz. Dezentrale Identitäten sind flexible Plattformen die nicht auf einen zentralen Identitätsanbieter angewiesen sind. Das Thema ist für alle Industrien und Bereichen relevant wo digitale Daten oder physische Identitätsnachweise, Urkunden, Bestätigungen, Verträge etc. ausgetauscht werden. Ein Beispiel, das in diesem Jahr in einem Echtbetrieb gehen soll kommt aus dem Bereich Mobility und umfasst 2 Behörden aus verschiedenen Ländern, 2 Airlines und 3 Flughäfen – known traveller digital identity (https://ktdi.org/).
Staaten sind gefordert ihre digitalen Identitäten auch in Form von dezentralen Identitäten zur Verfügung zu stellen. Behörden werden aber auch in Zukunft der Vertrauensanker bei Identitäten (siehe https://www.linkedin.com/pulse/haben-sie-auch-schon-eine-identit%C3%A4tskrise-andreas-freitag/) sein.
Neben den oben angeführten Themen, gibt es noch andere vielversprechende Anwendungsfelder. Diese sind aus unterschiedlichen Gründen noch nicht im selben Reifegrad. Zum Beispiel Supply Chain (https://www.accenture.com/us-en/insights/blockchain/circular-supply-chain). In diesem Bereich macht es sehr viel Sinn eine DLT Komponente zu verwenden um die Nachvollziehbarkeit und die Verwaltung der Daten für Güter durchzuführen. Das Problem ist die hohe Zahl der Akteure in einer Supplychain. Diese müssen sich auf ein gemeinsames Vorgehen, Architektur und Protokolle einigen.
Es ist eine Frage der Zeit ist bis sich obige Themen am Markt in der Fläche durchsetzen. Es kann aber niemand seriös abschätzen wie lange es dauern wird.
“Vorne ist dort, wo sich keiner auskennt” – unbekannt
(Fotos: © Andreas Freitag, Text: Andreas Freitag, Wien, 09.03.2020)